Cesana Pariol, Italien. Titelverteidiger Armin Zöggeler aus Italien übernahm die Führung nach den ersten beiden Läufen vor dem Russen Albert Demtschenko und Tony Benshoof aus den USA.
Rechtzeitig zum ersten Wettkampftag hat der Olympische Geist die Berge im Piemont erreicht, die sich für den Auftakt der Rennrodel-Wettbewerbe mit Sonne pur präsentierten. Die olympische Rennrodelbahn erwies sich erneut als Herausforderung, die meisten Athleten hatten ihre Lektionen jedoch bereits im Training gelernt. Die Zwischenstände nach dem ersten und zweiten von insgesamt vier Läufen brachten letztlich auch keine großen Überraschungen, der Kreis der Medaillenkandidaten muß jedoch ein wenig erweitert werden.
Der Deutsche Georg Hackl, dreifacher Gold- und zweimaliger Silbermedaillengewinner, eröffnete das olympische Rennen – sein letztes, bevor er sich aus dem aktiven Sport zurückzieht. Obwohl nur einige wenige ihn als Anwärter auf olympisches Edelmetall in Turin auf der Rechnung hatten, stellte er einmal mehr unter Beweis, dass mit ihm zu rechnen ist. Gleich im ersten Lauf verbesserte Hackl mit einer Laufzeit von 51.856 den von Tony Benshof im November aufgestellten Bahnrekord, der jedoch nicht lange Bestand hatte: Titelverteidiger Armin Zöggeler verzeichnete im Ziel eine Zeit von 51.718 und übernahm die Führung, die ihm keiner seiner Konkurrenten mehr streitig machen konnte. Hackl lag nahezu bis zur Hälfte des ersten Laufs auf Rang zwei. Nur der Russe Albert Demtschenko, einer der Top-Favoriten (wenn er kein zu hohes Risiko eingeht) konnte den Deutschen mit einer Zeit von 51.747 auf den dritten Platz verdrängen. Der Amerikaner Tony Benshoof sicherte sich Rang vier. Mit 139,3 Kilometern pro Stunde wurde für ihn die Höchstgeschwindigkeit am heutigen Tage registriert.
Im zweiten Lauf hatten sich die äußeren Bedingungen deutlich verändert. Nach Sonnenuntergang wurde das Rennen unter Flutlicht fortgesetzt, was für deutlich höhere Geschwindigkeiten sorgte. Dennoch waren im Ergebnis keine maßgeblichen Änderungen zu verzeichnen: Der Deutsche Jan Eichhorn, zeitschnellster im Training und zehnter nach dem ersten Lauf, stellte als erster Starter im zweiten Lauf mit 51.469 den Bahnrekord erneut ein, den Zöggeler mit einem weiteren schnellen Lauf jedoch erneut verbesserte und mit 51.414 markierte. Zweitplatzierter nach zwei Durchgängen ist weiterhin Demtschenko mit 15 Hundertsel Sekunden Rückstand. Benshoof verbesserte sich auf den dritten Platz for Martins Rubenis aus Lettland und Georg Hackl, der sich, wie im ersten Durchgang, über nicht zufriedenstellende Startzeiten ärgerte. Eichhorn konnte auf Rang sechs aufsteigen, sein Teamkollege David Möller verbesserte sich vom achten auf den siebten Platz.
Der dritte und vierte Lauf wird am 12. Februar ausgetragen. Startzeit für den dritten Lauf ist 16:00, die Entscheidung findet ab 18:10 statt.
ZITATE
ZÖGGELER, Armin (ITA): Ich hatte zwei gute Läufe, was mir im Training nicht gelungen ist, aber perfekt waren sie nicht – besonders in Kurve vier hatte ich Probleme. Insgesamt bin ich zufrieden. Wir werden die Läufe heute noch analysieren und dann muß ich morgen versuchen, fehlerfrei zu fahren.
DEMTSCHENKO, Albert (RUS): Die Bahn ist in sehr gutem Zustand, aber es ist schade, dass das Umfeld nicht fertiggestellt wurde. Ich bin nicht sehr glücklich über mein Ergebnis, weil ich es besser kann, aber es ist erst Halbzeit, die Entscheidung fällt morgen.
BENSHOOF, Tony (USA): Ich bin zuversichtlich, aber ich überschätze mich nicht, es gibt morgen noch viel zu tun. Es geht darum, den Hügel hinunter zu kommen, und eigentlich geht es nur um eines: Konstanz.
HACKL, Georg (GER): Ich möchte meinen ersten Lauf nicht groß kommentieren, aber es lief viel besser als im Training und das ist ein gutes Gefühl, ich bin erleichtert. Ich habe keine großen Fehler gemacht, das Problem ist der Start. Im Training waren es 2,55 und heute nur 2,59 – ich habe mich wirklich bemüht, aber es ging einfach nicht besser. Rodeln funktioniert, aber bei mir es geht immer um den Start. Insgesamt bin ich mit der ersten Hälfte sehr zufrieden. Wenn man das fürchterliche Training bedenkt, habe ich doch zwei gute Läufe runter gebracht, viel mehr als ich erwartet hatte.
EICHHORN, Jan (GER): Ich war völlig überrascht über den Bahnrekord und konnte es fast nicht glauben. Morgen werde ich in beiden Läufen alles geben – Alles oder Nichts.
MÖLLER: Ich bin in beiden Läufen ausgerutscht. Offensichtlich verliere ich immer im oberen Teil die Zeit und kann unten viel wieder reinholen. Wir werden versuchen, den Schlitten noch besser darauf einzustellen und ich bin sicher, dann kann ich an Jan Eichhorn und Martins Rubens herankommen.
Foto (c) Nancie Battaglia