„Wieder ein Jahr älter - Konkurrenz stärker“
„Habe wahnsinnig guten Lauf und hoffe, dass der Trend bei der WM anhält“
Cesana (pps) Armin Zöggeler heißt der große Favorit bei den 42. Weltmeisterschaften des Internationalen Rennrodel-Verbandes (FIL) in Cesana (ITA). Auf seiner Heimbahn ist der zweimalige Olympiasieger seit deren Eröffnung im Jahr 2006 noch ungeschlagen, derzeit führt der 37 Jahre alte Südtiroler die Gesamtwertung im Viessmann-Weltcup überlegen an.
Von einem „Selbstläufer“ will der fünfmalige Weltmeister aber nichts wissen. „Ich bin wieder ein Jahr älter geworden, die Konkurrenz ist stärker geworden. Natürlich habe ich in dieser Saison einen wahnsinnig guten Lauf. Ich hoffe, dass dieser Trend auch bei der WM anhält“, sagte der Südtiroler im Interview mit FIL Press.
Das Interview im Wortlaut:
FIL Press: Sie haben zwei Olympiasiege errungen, fünf WM-Titel gewonnen und sind auf dem besten Weg zum zehnten Gesamtsieg im Viessmann-Weltcup. Wie motiviert man sich immer wieder nach all diesen Erfolgen?
Armin Zöggeler: „Natürlich fällt es inzwischen schwerer, sich zu motivieren. Das intensive Sommertraining und auch die direkte Vorbereitung gehen manchmal schon an die Grenze der körperlichen Belastbarkeit. Ich muss allerdings einräumen, dass ich sehr gerne ins Fitnesszentrum gehe und auch nach wie vor Spaß am Rennrodeln habe. Aber wenn es zu viel wird, wenn ich beispielsweise merke, dass ich zu viele Läufe mache, dann stecke ich auch schon mal zurück. Wenn es aber so gut läuft wie zurzeit, spornt dies natürlich auch noch zusätzlich an.“
FIL Press: Trainieren Sie heute anders als in Ihren Anfangsjahren?
Armin Zöggeler: „Ich bin inzwischen auf einem ganz anderen Stand als damals in meinen Anfangsjahren. Das Training hat sich wahnsinnig weiter entwickelt.“
FIL Press: Die Konkurrenz bewundert ihre Fahrlage. Haben sie eine Erklärung dafür?
Armin Zöggeler: „Das hat sicher viel mit Talent zu tun. Aber ich habe daran auch hart gearbeitet. Meine Fahrlage war ja auch nicht immer so gut wie heute. Ich habe auch immer beim Ausfahren gewackelt, und koordinativ lief es auch nicht immer so optimal. Aber inzwischen verbinde ich alles sehr gut.“
FIL Press: Bauen Sie Ihre Schlitten selbst oder wird er Ihnen zusammengebaut?
Armin Zöggeler: „Meine Schlitten sind von Walter Plaikner, dem Trainer der italienischen Mannschaft, entwickelt worden. Ich steuere meine Ideen bei, seine Ideen fließen da auch mit ein. 80 Prozent des Schlittens steht fast schon von vornherein fest, bei den restlichen 20 Prozent muss man vieles einfach ausprobieren. Das geht dann Jahr für Jahr so, da fließt dann auch immer eine Optimierung mit ein. Und wenn man feststellt, dass eine bestimmte Idee nichts bringt, greift man wieder auf einen älteren Schlitten zurück. Es kann auch sein, dass es vor Saisonbeginn nur eine Modifizierung des aktuellen Schlittens gibt.“
FIL Press: Sie sind in Cesana, dem Schauplatz der 42. FIL-Weltmeisterschaften, bislang ungeschlagen. Haben sie eine Erklärung, warum es dort immer optimal für Sie läuft?
Armin Zöggeler: „Ich habe natürlich viele Fahrten auf dieser Bahn absolviert. Dann kommt hinzu, dass mir der Charakter der Bahn gut liegt. Ihre Ecken und Kanten muss man perfekt treffen – was übrigens auch mir nicht immer gelingt. Auch ich kann in einer der Kurven zu früh die Ausfahrt nehmen und die Kurven 17 und 18 sind auch für mich eine Herausforderung. Die Bahn ist halt nicht einfach zu fahren, man muss jeden Lauf dort konzentriert angehen.“
FIL Press: Hält der Nimbus des „unschlagbaren Armin Zöggeler“ auch bei der WM an?
Armin Zöggeler: „Dass kann man vorher nie sagen. Ich bin wieder ein Jahr älter geworden, die Konkurrenz ist stärker geworden. Natürlich habe ich in dieser Saison einen wahnsinnig guten Lauf. Ich hoffe, dass dieser Trend bei mir auch bei der WM anhält, bin mir aber bewusst, dass speziell die deutschen Rodler alles dafür tun werden, mich dort unter Druck zu setzen.“
FIL Press: Wen müssen sie neben den Deutschen noch fürchten?
Armin Zöggeler: „Da sind in erster Linie Viktor Kneyb und Albert Demchenko aus Russland zu nennen. Albert kam ja zuletzt immer besser in Fahrt und ist besonders in Cesana stets zu beachten.“
Armin Zöggeler im Kurzportrait
Geboren am 04.01.1974 in Meran; Größe: 181 cm; Gewicht: 85 kg; Wohnort: Völlan-Lana; Beruf: Carabiniere; Aktiv seit: 1988.
Größte Erfolge: Olympiasieger 2002 und 2006; Olympia-Zweiter 1998; Olympia-Dritter 1994 und 2010; Weltmeister 1995, 1999, 2001, 2003 und 2005; WM-Zweiter 2000, 2007 und 2009; Europameister 2004 und 2008; neun Mal Gesamt-Weltcup-Sieger: 1997/98, 1999/00, 2000/01, 2003/04, 2005/06, 2006/07, 2007/08, 2008/09 und 2009/10; Rekordsieger mit insgesamt 53 Weltcup-Siegen.