Gerhard Pilz (AUT) hat den Bann gebrochen und feierte in souveräner Manier seinen ersten Europameistertitel. Nachdem der 36-jährige Oberösterreicher bereits nach dem zweiten Durchgang knapp in Führung lag, unterstrich er im dritten Lauf seine unumstrittene Vormachtsstellung im Naturbahnrodel-Sport und fixierte auf der 955 Meter lange EM-Bahn neuen Streckenrekord. „Ein Titel bei einem Großereignis ist immer besonders schön aber auch ebenso schwierig, da man an einem ganz bestimmten Tag seine beste Leistung zeigen muss“, meinte Gerhard Pilz bei der Siegerehrung abgeklärt. Nach zwei Siegen im Gesamtweltcup, fünf Weltmeister- und nun auch einem Europameistertitel ist der Routinier aus Bad Goisern das Maß aller Dinge. „Der Veranstaltung gebührt ein besonderes Lob“, betonte der Seriensieger und verwies dabei auf die große Anzahl an Zuschauern – rund 3000 Rodelfans säumten die „Großbrennerstrecke“ in Frantschach.
Die Plätze zwei bis fünf sicherten sich ebenfalls Athleten aus dem österreichischen Team. Doch nicht der favorisierte Ferdinand Hirzegger (AUT) stand letztendlich auf dem Podest, sondern Robert Batkowski (AUT) und Gernot Schwab (AUT). „Ich habe schon im Vorfeld mit einem guten Resultat gerechnet, da mir die selektiven Strecke in Frantschach liegt“, erklärte der 23-jährige Shootingstar Gernot Schwab aus der Obersteiermark. Gerald Kallan (AUT) musste sich nach dem dritten Rang zur Halbzeit letztendlich mit Platz fünf zufrieden geben. „Ich wollte im dritten Durchgang noch einmal voll angreifen. Im unteren Streckenabschnitt touchierte ich dann die Bande, was sehr viel Zeit gekostet hat“, sagte der Salzburger verärgert.
„Das ist wie in einem Traum“, jubelte andererseits die 18-jährige Sandra Lanthaler (ITA) und konnte ihren Europameistertitel bei den Damen kaum fassen. Die Kellnerin aus Südtirol verwies mit einem fehlerfreien dritten Lauf Seriensiegerinnen wie Ekaterina Lavrentjeva (RUS) und Sonja Steinacher (ITA) auf die Plätze zwei und drei. Ohne jeglicher Weltcup-Erfahrung war die italienische Nachwuchsmeisterin und Vierte der Junioren-Europameisterschaft heute nicht zu schlagen. „Eigentlich habe ich den Titelgewinn noch gar nicht realisiert“, verriet Sandra Lanthaler bei der Siegerehrung. Nach dem überraschenden Triumph in Frantschach zählt die junge Rodlerin sicherlich auch bei der in Südtirol stattfindenden Junioren-Weltmeisterschaft Ende Februar zum engsten Favoritenkreis.
Mit Barbara Abart (ITA) stellte eine weitere junge Rodlerin aus dem italienischen Lager ihr großes Talent unter Beweis. Der 16-jährigen Schülerin aus Malz, die am Freitag gegen Irene Mitterstieler (ITA) die interne Qualifikation für sich entscheiden konnte, blieb schließlich der undankbare vierte Rang. Trotz eines guten Finallaufes kam Sandra Mariner (AUT) letztendlich über den fünften Gesamtrang nicht hinaus. „Die Bahn präsentierte sich bedingt durch die Temperaturen jeden Tag in einem völlig anderen Zustand. Es war nahezu unmöglich, konstante Laufzeiten zu fahren“, resümierte die Zweitplatzierte im diesjährigen Gesamtweltcup und fügte enttäuscht hinzu: „Ich habe mir eigentlich eine bessere Platzierung erwartet“. Sabine Kogler (AUT) belegte ex aequo mit Sandra Mariner den fünften Rang.