St. Sebastian (ck) - Aus einem Dreikampf an der Spitze des Damenbewerbes wurde plötzlich ein Vierkampf und auf der Strecke blieb in der heutigen Entscheidung die Österreicherin Melanie Batkowski, die sich mit dem vierten Platz begnügen musste. Alte und neue Europameisterin wurde Ekatharina Lavrentjeva mit ihrem dritten Titelgewinn nach 2004 und 2008. „Es war sehr schwierig hier zu gewinnen, weil ich die Bahn nicht gut kenne und sehr wenig Training hier hatte“, so die Russin. Sie war die Beständigste in drei Läufen, ohne eine Laufbestzeit reichten ihr drei Mal die zweitschnellste Zeit um am Ende ganz oben am heiß umkämpften Podium zu stehen. Das übliche Trio an der Spitze sprengte die italienische Juniorin Evelin Lanthaler, die von Lauf zu Lauf stärker wurde. Letztlich fehlten der Silbermedaillengewinnerin nur acht Hundertstel Sekunden für die ganz große Sensation. „Ich habe im Training schon gesehen, dass es mir hier sehr gut geht, besonders der untere Teil liegt mir wirklich gut. Aber dass es so gut geht, hätte ich nie gedacht“, strahlte die Südtirolerin, die trotz des enormes Drucks die Nerven behielt: „Im zweiten Lauf ist es noch einigermaßen gegangen, aber vor dem dritten Lauf war ich extrem nervös, aber ein bisschen Spannung gehört dazu“, verrät Lanthaler, die mit ihren üblichen Ritualen vor dem Start ihre Konzentration behielt: „Ich geh vor dem Start mental noch einmal die ganze Strecke durch und in dem Startintervall von zwanzig Sekunden starte ich immer erst bei zehn.“ Dass die junge Italienerin plötzlich um die Medaillenvergabe mitkämpfe, veränderte auch die Perspektive von Renate Gietl (ITA), die ihre dritte EM-Bronzemedaille in Serie gewann: „Natürlich freue ich mich über die Medaille, man hat gesehen, wie knapp es zugegangen ist. Aber angetreten bin ich um zu gewinnen. Es haben sich aber im Training schon ein paar Fehler eingeschlichen, die eine oder andere Kurve habe ich nicht optimal erwischt, da habe ich schon gewusst, dass es schwer wird“, resümierte die regierende Weltmeisterin. Souverän, mit lediglich einem einzigen minimalen Fehler im letzten Streckenabschnitt im dritten Lauf, kürte sich Patrick Pigneter (ITA) zum Europameister, womit er alle möglichen Einzel-Titel (EM-Mannschaftsgold ging an Österreich) die es zu gewinnen gibt, sein Eigen nennen kann. „Mein Dank gilt allen, die das ermöglicht haben, Trainer, Sponsoren und meine Fans, von denen heute so viele von so weit her gekommen sind“, sagte der Südtiroler. Genau eine Sekunde nahm Pigneter in drei Läufen – drei Bestzeiten – seinen Verfolgern ab: „Ich war mir sicher, dass mir hier nichts mehr passieren kann, aber man muss 100% konzentriert bleiben bis die Ziellinie vorbei ist. man hat voriges Jahr gesehen, dass doch immer etwas passieren kann“, analysierte Pigneter, der im Vorjahr beim Weltcup in St. Sebastian in der letzten Kurve gestürzt war. Als „heute unschlagbar“ bezeichnete der Silbermedaillengewinner Thomas Kammerlander (AUT) seinen italienischen Konkurrenten. Im ewigen Duell Italien – Österreich war Thomas Kammerlander letztendlich der einzige, der noch eine Medaille für Österreich holen konnte. Sein Bruder Gerald, Thomas Schopf und Michael Scheikl – auf den Plätzen fünf, sechs und sieben nach zwei Läufen, hatten ihre Chancen bereits vertan. Thomas Kammerlander wusste, dass die Augen aller heimischer Fans auf ihn gerichtet waren: „Der Druck war schon enorm, aber ich habe das Glück, dass ich Nerven wie Drahtseile habe. Es ist heuer im Weltcup schon super gelaufen für mich, die Europameisterschaft hat mit der Mannschafts-Goldmedaille schon perfekt begonnen, ich hatte nichts zu verlieren und bin den letzten Lauf ganz ruhig angegangen“, erzählte der Tiroler, der sich im letzten Lauf sogar noch um einen Rang verbesserte und Routinier Anton Blasbichler (ITA) auf den dritten Platz verwies. Diesem jedoch war die Freude anzusehen, dass er einmal mehr seine jüngeren Kollegen auf die Plätze verwies. Seine erste EM-Medaille – eine goldene - gewann er vor 17 Jahren in Stein/Enns (AUT), darauf folgten eine weitere Goldmedaille 1999 in Szczyrk (POL), eine Silbermedaille 2008 in Olang (ITA) und nun eine Bronzemedaille. Mit vier EM-Medaillen ist er zwar noch nicht der erfolgreichste EM-Medaillensammler aller Zeiten (sein Landsmann Damiano Lugon konnte fünf gewinnen), jedoch gelang es keinem anderen Athleten seine EM-Plaketten im Abstand von 17 Jahren zu gewinnen. „Warum soll ich aufhören, so lange ich noch mit den Jungen mithalten kann“, meinte Blasbichler, der sich bereits heuer im Weltcup in starker Form präsentierte. „Ich hatte heute das Glück auf meiner Seite. Anfang der Saison hatte ich etwas Pech mit knappen vierten und fünften Plätzen, heute hat sich das ausgeglichen. Es waren schwierige Verhältnisse und alle Athleten hatten irgendwo Probleme. Man benötigt immer auch ein bisschen Glück, die Topform alleine reicht nicht aus.“ Alex Gruber musste sich lediglich drei Hundertstel hinter Blasbichler mit dem vierten Rang zufrieden geben. Endergebnis Damen (17): 1. Ekatharina LAVRENTJEVA (RUS), 1:12,86(2), 1:13.19(2), 1:12,71(2), 3:38,76 2. Evelin LANTHALER (ITA), 1:13,53(4), 1:12,91(1), 1:12,40(1), 3:38,84 3. Renate GIETL (ITA), 1:12,75(1), 1:13,60(4), 1:12,73(3), 3:39,08 4. Melanie BATKOWSKI (AUT), 1:13,05(3), 1:13,45(3), 1:12,83(4), 3:39,33 5. Alexandra OBRIST (ITA), 1:13,74(5), 1:15,22(5), 1:14,24(5), 3:43,20 6. Melanie SCHWARZ (ITA), 1:14,46(7), 1:15,45(6), 1:14,68(7), 3:44,59 7. Marlies WAGNER (AUT), 3:44,62 8. Nina BUCINEL (SLO), 3:47,77 Endergebnis Herren (45): 1. Patrick PIGNETER (ITA), 1:10,58(1), 1.10,58(1), 1:11,08(1), 3:32,24 2. Thomas KAMMERLANDER (AUT), 1:11,10(3), 1:10,98(3), 1:11,16(2), 3:33,24 3. Anton BLASBICHLER (ITA), 1:10,96(2),, 1:11,07(4), 1:11,90(8), 3:33,93 4. Alex GRUBER (ITA), 1:11,43(6), 1:10,85(2), 1:11,68(3), 3:33,96 5. Gerald KAMMERLANDER (AUT), 1:11,26(4), 1:11,11(5), 1:11,75(5), 3:34,12 6. Hannes CLARA (ITA), 1:11,62(7), 1:11,98(11), 1:11,98(11), 1:11,68(3), 3:35,28 7. Thomas SCHOPF (AUT), 1:11,27(5), 1:11,90(10), 1:12,12(11), 3:35,29 8. Robert BATKOWSKI (AUT), 1:12,17(10), 1:11,44(8), 1:11,80(6), 3:35,41 9. Michael SCHEIKL (AUT), 1:12,14(9), 1:11,36(7), 1:12,08(10), 3:35,58 10. Stefan GRUBER (ITA), 1:11,76(8), 1:12,00(12), 1:11,86(7), 3:35,62 Chris Karl FIL Media Service