Park City (pps) Erst zum zweiten Mal nach 1983 sind die USA Gastgeber von Rennrodel-
Weltmeisterschaften. Damals in Lake Placid gewannen der Kanadier Miroslav Zajonc, Steffi Martin
und Jörg Hoffmann/Jochen Pietzsch (alle DDR) die Titel. 22 Jahre später bei den 38. Weltmeisterschaften
in Park City heißt der Top-Favorit bei den Herren Albert Demtschenko, der als
erster Russe den Viessmann Gesamtweltcup gewann. Bei den Damen gelten wie damals die
deutschen Starterinnen als erste Titel-Anwärterinnen. Und im Doppelsitzer kommen gleich mehr
als ein halbes Dutzend Duos für Gold in Frage. Sogar ein deutscher Erfolg im Mannschafts-
Wettbewerb ist nicht mehr selbstverständlich.
Vor allem die Gastgeber machen sich große Medaillen-Hoffnungen. „Wir haben die gleichen
Chancen wie alle anderen auch, aber wir wollen natürlich auf unserer Heimbahn gewinnen“, sagt
Brian Martin, zusammen mit seinem Partner Mark Grimmette 2002 bei den Olympischen Winterspielen
schon Silbermedaillengewinner. Bei den Herren zählt Tony Benshoof zum erweiterten
Kreis der Medaillenanwärter. Und nach dem dritten Platz von Ashley Hayden beim Viessmann
Weltcup in Winterberg blühen im US-Team sogar kleine Medaillenblüten. „Es ist ein Unterschied,
ob man sich einredet, die deutschen Mädchen eines Tages zu schlagen, oder ob man es tatsächlich
geschafft hat“, sagte Ashley Hayden und demonstrierte neues Selbstbewusstsein.
Doch alles andere als ein deutscher Erfolg bei den Damen wäre eine Riesenüberraschung. Seit
56 Rennen sind die Schützlinge von Bundestrainer Thomas Schwab im Viessmann Weltcup ungeschlagen, seit der WM 1999 am Königssee gingen bei den Damen stets alle WM-Medaillen
nach Deutschland. Die Titelfavoritinnen heißen diesmal Barbara Niedernhuber, die mit dem Erfolg
in der Viessmann Gesamtwertung ihren ersten Titel feiern konnte, Titelverteidigerin Silke
Kraushaar und Olympiasiegerin Sylke Otto, die mit den Einzelerfolgen Nummer 33 und 34 zur
alleinigen Rekordsiegerin im Viessmann Weltcup aufstieg.
Albert Demtschenko möchte bei den Herren Sergej Danilin (UdSSR) nacheifern, der 1981 im
schwedischen Hammarstrand den Titel gewann. Das Siegen schwer machen wollen dem EMZweiten
von 1996 Titelverteidiger David Möller (GER), der als gutes Omen auf seine beiden Siege
in Übersee (Lake Placid und Calgary) im Viessmann Weltcup verweisen kann, Dauerbrenner
Georg Hackl (GER), der vor 20 Jahren in Oberhof als Elfter sein WM-Debüt gab, seither aber
neben drei WM-Titeln (1989, 1990 und 1997) noch sieben Silber- und eine Bronzemedaille bei
Weltmeisterschaften gewann, Lokalmatador Benshoof, der Österreicher Markus Kleinheinz und
natürlich der italienische Olympiasieger Armin Zöggeler.
Keine andere Entscheidung ist so offen wie die der Doppelsitzer. Auch wenn mit den österreichischen
Ex-Weltmeistern Andreas Linger/Wolfgang Linger, die wegen einer Verletzung passen
müssen, und den Deutschen Sebastian Schmidt/Andre Forker, die in der internen Qualifikation
scheiterten, gleich zwei Saisonsieger im Utah Olympic Park nicht mit von der Partie sind, kommen
mindestens sieben Duos für den Titel und die Medaillen in Frage.
Neben Linger/Linger (Sieger in Altenberg) und Schmidt/Forker (Sieger in Lake Placid) konnten
sich im vorolympischen Winter noch die Titelverteidiger Patric Leitner/Alexander Resch (Königssee
und Igls), ihre deutschen Teamkollegen Florschütz/Wustlich (Sigulda und Oberhof), die
Zweiten der Olympischen Spiele 2002 Mark Grimmette/Brian Martin (Calgary) sowie Christian
Oberstolz/Patrick Gruber (Winterberg) aus Italien in die Siegerliste eintragen.