In einer denkbar knappen Entscheidung wurde heute in Stein an der Enns der erste Mannschaftsweltmeistertitel im Naturbahnrodeln vergeben. Österreich II und Italien I lagen nach den einzelnen Läufen der Doppelsitzer, Damen und Herren punktegleich (je 86 Punkte) an erster Stelle. Die Gesamtzeit (3:58.34 zu 3:59.36) entschied letztendlich zu Gunsten des italienischen Teams, bestehend aus Armin und David Mair, Sonja Steinacher und Anton Blasbichler. Peter Lechner/Peter Braunegger, Marlies Wagner und Gerhard Pilz mussten sich mit der Silbermedaille begnügen.
Die Hoffnungen von Österreich I und somit auch Lokalmatador Ferdinand Hirzegger nahmen bereits im ersten Lauf ihr jähes Ende. Reinhard Beer im Doppel mit Herbert Kögl verletzte sich, ohne zu Sturz gekommen zu sein. Das oberösterreichisch-tiroler Doppel touchierte die Bande derart unglücklich, dass Reinhard Beer einen Bruch der Elle und Speiche im linken Arm davontrug. Somit fallen die Vizeweltmeister vom Vorjahr in Olang (ITA) und aktuellen Weltcupführenden Beer/Kögl auch für den Start im Doppelbewerb am morgigen Samstag aus. Da eine Nachnennung nicht möglich ist, wird Österreich lediglich mit zwei Paaren in das Rennen gehen.
Während auf der Bahn die Entscheidungen um die Medaillen ausgetragen werden, versammelt sich neben der Bahn internationale Prominenz, um eine Entscheidung von immenser Tragweite für den Naturbahnsport zu fällen. Die Frage, ob Naturbahnrodeln in die Familie der olympischen Sportarten aufgenommen werden soll, geht in die letzte Runde. Die Vereinigung der Wintersportverbände (AIOWF) und die Ausrichter der Spiele 2006 in Turin haben sich bereits für die Aufnahme ausgesprochen. Ausschlaggebend ist allerdings die Entscheidung des IOC.
In einer Pressekonferenz im Rahmen der WM gab Dr. Thomas Bach, Vizepräsident des IOC durchaus positive Signale. „Einen Eindruck von der Disziplin Naturbahnrodeln konnte ich bereits voriges Jahr in Olang gewinnen. Die FIL ist auf dem richtigen Weg, im Programm der olympischen Winterspiele ist im Gegensatz zu den Sommerspielen noch etwas Luft.“ Dennoch müssten, so Bach noch einige Punkte verbessert werden. Der Leistungsabfall einiger Nationen zur Spitze sei noch zu groß. Dass die FIL mit ständigen Trainingskursen bemüht ist, diese Lücke zu schließen, sei zwar löblich, „aber gemessen wird die Disziplin am Ist-Zustand“. Als weitere Kriterien sieht Bach die Auswahl des potenziellen Geländes in Turin. Eine Zusammenlegung des Zielraumes mit einer anderen Sportart würde die enormen Kosten für die Infrastruktur mindern. „Denkbar wäre etwa ein Slalomhang auf einer Seite und die Rodelbahn auf der anderen,“ gibt Bach bereits Denkanstösse. Ein entscheidender Punkt sei auf jeden Fall ein positives Votum von Turin. „Das IOC hat die Spiele an Turin ohne Naturbahnrodeln vergeben und wird diese Disziplin nicht hinterher den Veranstaltern aufzwingen.“ Aber trotz aller Arbeit, die noch ansteht und deren sich auch FIL-Präsident Josef Fendt bewusst ist, stehen die Chancen nicht schlecht. „Bisher hat die FIL alles richtig gemacht“, bestätigt Bach. Eine Entscheidung kann sich der Vizepräsident des IOC und Olympiasieger im Fechten von 1976 „im zeitlichen Umkreis von Salt Lake City“ vorstellen. „2001 ist ein turbulentes Jahr für das IOC.“ Es stehen Neuwahlen und die Vergabe der Olympischen Spiele 2008 an. Thomas Bach könnte im Rennen um die Nachfolge von Juan Antonio Samaranch eine nicht unerhebliche Rolle spielen.
Eine weiter Verschiebung hat es im RED BULL Weltcup gegeben: Der Parallelbewerb, der mangels Schnee in Triesenberg (LIE) bisher nicht abgehalten werden konnte, musste nun endgültig auf eine andere Bahn verlegt werden. Zum geplanten Termin (25. Jänner 2001) wird dieser Bewerb nun in Wiltschenau in Tirol (AUT) stattfinden.
Endstand Teambwerb:
1. Italien I: Armin MAIR/David MAIR, 1:23.15 (1/30), Sonja STEINACHER, 1:18.22 (2/29), Anton BLASBICHLER, 1:16.97 (4/27); 3:58.34 (86)
2. Österreich II: Peter LECHNER/Peter BRAUNEGGER, 1:23.54 (2/28), Marlies WAGNER, 1:19.89 (3/28), Gerhard PILZ, 1:15.93 (1/30); 3:59.36 (86)
3. Italien II: Thomas GRAF/Michael GRAF, 1:24.82 (4/24), Renate GIETL, 1:18.11 (1/30), Martin GRUBER, 1:16.29 (2/29); 3:59.22 (83)
4. Polen: Andrzej LASZCZAK/Damian WANICZEK, 1:23.59 (3/26), Magdalena HULA, 1:21.90 (5/26), Damian WANICZEK, 1:20.82 (5/26); 4:06.31